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Reimer Mager - Arbeiter und bekennender Christ

Von Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler

Kirchengeschichte ist ganz gewiß nicht nur die Geschichte ihrer leitenden Geistlichen. Stark bestimmt wurde die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Mann, der aus dem Arbeiterstand kam: Reimer Mager.

Geboren 1906 als Arbeitersohn, wurde er von seiner frommen Mutter zum Glauben an Jesus Christus und zur Liebe zum Gottesdienst erzogen.

Er war zunächst als Hilfsarbeiter in einem Eisenwerk in Düsseldorf tätig und erlernte dann den Beruf eines Webers in Bocholt. Schon damals trat er dem Christlichen Gewerkschaftsbund bei und wurde in jungen Jahren bereits in ihm führend tätig. 1926/27 besuchte er eine Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf. Mit 21 Jahren (1927) wurde er Gewerkschaftssekretär des Verbandes christlicher Textilarbeiter in Zittau und 1931 Landesgeschäftsführer des Gesamtverbandes christlicher Gewerkschaften in Deutschland für Sachsen, bis Hitler 1933 alle Gewerkschaftsarbeit verbot. Sogleich baute er die Gemeindebewegung "Evangelische Volkskirche" auf.

Als 1934 durch den massiven Eingriff des Nationalsozialismus in das innere Leben der Kirche der Kirchenkampf ausbrach, fand sich Reimer Mager sogleich in den Reihen der Bekennenden Kirche (BK) und hat neben Hugo Hahn, dem Dresdner Superintendenten und späteren sächsischen Landesbischof, die Arbeit der Bekennenden Kirche in Sachsen als deren Landesgeschäftsführer und Mitglied des Landesbruderrates geleitet.
Hahn schreibt über ihn: "In Reimer Mager trat in unseren Mitarbeiterkreis ein Mann, der eine große Bedeutung für unsere BK in Sachsen gewinnen sollte. Er kam von den christlichen Gewerkschaften her. Er brachte von dort einen Schatz an Erfahrungen in der Kanzleiarbeit mit. Er verstand, die Laienbewegung im ganzen Land zu organisieren und zu pflegen. Er spornte mich immer zu neuen Rundschreiben an. Viele Eingaben an Behörden und Parteistellen bereitete er vor ...".
An den Bekenntnissynoden der Bekennenden Kirche in Barmen, Dahlem, Augsburg und Ulm hat er teilgenommen.
Die Nationalsozialisten haben ihn wegen seiner klaren Haltung zweimal in "Schutzhaft" genommen.
Dem Widerstandskreis um Jakob Kaiser hat er ebenfalls angehört.

Als er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, trat er der CDU bei und wurde deren stellvertretender Landesvorsitzender in Sachsen. Für die sächsische Bekennende Kirche, die nach Kriegsende sich um eine völlige Neuordnung der Kirche bemühte, nahm er an den Kirchenversammlungen 1947/48 in Treysa und Eisenach teil und wurde Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Vorsitzender ihrer "Kammer für soziale Ordnung".
In Sachsen gehörte er der nach Kriegsende der neugebildeten Landessynode an und wurde deren Präsident. Dieses Amt hat er, immer wiedergewählt, bis zu seinem Tode 1966 ausgeübt.
Als 1948 von evangelischen Laienchristen die Kirchentagsbewegung ins Leben gerufen wurde, hat er sich sogleich dieser Aufgabe gestellt. Vor allem bei der Organisation des bisher größten Kirchentages - 1954 in Leipzig - hat er seine ganzen Erfahrungen nutzen können. 1954 nahm er an der Weltkirchenkonferenz in Evanston (USA) teil.

Wie Mager sich mit dem Nationalsozialismus frühzeitig angelegt hatte, weil er durch ihn die Bedrohung der Freiheit der Kirche und des christlichen Glaubens erkannte, so stand er auch zeitig im Widerspruch zum sozialistischen System in der DDR. So kritisierte er 1958 heftig das Kommunique zwischen der Regierung und den Bischöfen Mitzenheim und Krummacher, weil sein Inhalt nicht der Wahrheit entsprach.
Das Referat für Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Dresden warf ihm 1959 vor, er stünde der SPD nahe und träte für das gemeinsame Handeln der Kirche in Ost und West ein. Und als 1961 ein gesamtdeutscher Kirchentag in Berlin (Ost und West) geplant war, führte Mager - erfolglos - die Verhandlungen mit den staatlichen Stellen. Als der Kirchentag dann in Westberlin stattfand, durften viele Ostdeutsche an ihm nicht teilnehmen.

Reimer Mager war ein Mann, der aus seinem christlichen Glauben her bemüht war, die Kluft zwischen Laienchristen und Geistlichen zu überbrücken und gleichzeitig kompromisslos gegenüber kirchenfeindlichen Ideologien seinen Glauben im Alltag zu leben. Nachfolge Jesu und eine soziale Neuordnung Deutschlands waren für ihn keine Gegensätze.
Die Hamburger Theologische Fakultät verlieh ihm für seinen Widerstand "gegen Irrlehre und Tyrannei" den Ehrendoktor.

Am 10. 10. 1966 ist er in Dresden verstorben.