Rüstzeitheim "Reimer Mager" Rosenthal
Das Rüstzeitheim "Reimer Mager" in Rosenthal wurde 1989 eröffnet und befindet sich seit 2001 in Trägerschaft des Ev.-Luth. Kirchenbezirkes Pirna.
Unser Haus ist ganzjährig geöffnet. Ein Speiseraum, zwei Gruppenräume und ein Seminarraum bieten Platz für Begegnungen. Es eignet sich für Freizeiten unterschiedlicher Altersgruppen, als Tagungsstätte und zur Beherbergung von Schulklasse. Dafür vermitteln wir gern Projekte im Nationalpark Sächsische Schweiz sowie Erlebnisangebote in der näheren Umgebung.
Im Jahr 2001 wurde das Haus umfassend saniert. Seither erwarten die max. 33 Gäste freundliche 2- bis 4-Bett-Zimmer und die sanitären Einrichtungen wurden etagenweise neu angelegt. Auf dem Dach befindet sich außerdem seither eine Solarthermie- und Photovoltaikanlage, deren Leistung über Anzeigetafeln im Haus ablesbar ist.
Ob Sanierung des Seitenflügels, Erneuerung des Daches oder der Elektrik, Renovierung der Fußböden, fast jedes Jahr gab es Verbesserungen durch verschiedenste Bauvorhaben. Im Jahr 2023 konnten die Bäder umfassend saniert werden.
Das Außengelände des Rüstzeitheims steht für vielfältige Aktivitäten zur Verfügung - ob Rodeln im Winter oder Lagerfeuer an einem Sommerabend. Im Jahr 2013 wurde der Spielplatz erneuert und ein Ballspielfeld angelegt. In den Jahren danach gab es immer wieder Verbesserungen am Außengelände. So laden auch zahlreiche Sitzmöglichkeiten in unseren großen Außenbereich ein.
Kleine Häuser mit Verpflegung sind selten. Das Rüstzeitheim Reimer Mager bietet den Service, allein mit einer Gruppe ein Haus zu belegen und verpflegt zu werden. Es liegt in der Sächsischen Schweiz und ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für Kletterfreizeiten. Natur- und Wanderfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Im Haus kann ein separater Familienbereich im Seitenflügel genutzt werden.
Ort und Lage:
Rosenthal- Bielatal in der Sächsischen Schweiz, ideale Ausflugsziele erwarten Sie. Das Felsgebiet im Bielatal befindet sich 800 m entfernt vom Haus. Aber auch die Festung Königstein, die Bastei, die Felsenbühne Rathen, Pirna und Dresden sind mit dem Auto, aber auch mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar.
Hier werden Sie weitergeleitet zum Belegungsplan.
Unseren Gästen stehen vier Mitarbeiterinnen in Teilzeitanstellungen zur Verfügung.
Wir kümmern uns gern um Ihr Wohlbefinden, geben Ratschläge für Aktivitäten in der Umgebung oder helfen bei Problemen und Fragen weiter.
Wir haben ein offenes Ohr für unsere Gäste!
Marina Geng, Heimleiterin
Uta Gerisch, Köchin und Mitarbeiterin in der Hauswirtschaft
Madlén Böhme-Papendik, Köchin und Mitarbeiterin in der Hauswirtschaft
Carola Oelsner, Mitarbeiterin in Hauswirtschaft und Küche
Und wer war nun eigentlich Reimer Mager, der dem Haus seinen Namen gab?
Reimer Mager - Arbeiter und bekennender Christ
von Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler
Kirchengeschichte ist ganz gewiß nicht nur die Geschichte ihrer leitenden Geistlichen. Stark bestimmt wurde die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Mann, der aus dem Arbeiterstand kam: Reimer Mager.
Geboren 1906 als Arbeitersohn, wurde er von seiner frommen Mutter zum Glauben an Jesus Christus und zur Liebe zum Gottesdienst erzogen.
Er war zunächst als Hilfsarbeiter in einem Eisenwerk in Düsseldorf tätig und erlernte dann den Beruf eines Webers in Bocholt. Schon damals trat er dem Christlichen Gewerkschaftsbund bei und wurde in jungen Jahren bereits in ihm führend tätig. 1926/27 besuchte er eine Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf. Mit 21 Jahren (1927) wurde er Gewerkschaftssekretär des Verbandes christlicher Textilarbeiter in Zittau und 1931 Landesgeschäftsführer des Gesamtverbandes christlicher Gewerkschaften in Deutschland für Sachsen, bis Hitler 1933 alle Gewerkschaftsarbeit verbot. Sogleich baute er die Gemeindebewegung "Evangelische Volkskirche" auf.
Als 1934 durch den massiven Eingriff des Nationalsozialismus in das innere Leben der Kirche der Kirchenkampf ausbrach, fand sich Reimer Mager sogleich in den Reihen der Bekennenden Kirche (BK) und hat neben Hugo Hahn, dem Dresdner Superintendenten und späteren sächsischen Landesbischof, die Arbeit der Bekennenden Kirche in Sachsen als deren Landesgeschäftsführer und Mitglied des Landesbruderrates geleitet.
Hahn schreibt über ihn: "In Reimer Mager trat in unseren Mitarbeiterkreis ein Mann, der eine große Bedeutung für unsere BK in Sachsen gewinnen sollte. Er kam von den christlichen Gewerkschaften her. Er brachte von dort einen Schatz an Erfahrungen in der Kanzleiarbeit mit. Er verstand, die Laienbewegung im ganzen Land zu organisieren und zu pflegen. Er spornte mich immer zu neuen Rundschreiben an. Viele Eingaben an Behörden und Parteistellen bereitete er vor ...".
An den Bekenntnissynoden der Bekennenden Kirche in Barmen, Dahlem, Augsburg und Ulm hat er teilgenommen.
Die Nationalsozialisten haben ihn wegen seiner klaren Haltung zweimal in "Schutzhaft" genommen.
Dem Widerstandskreis um Jakob Kaiser hat er ebenfalls angehört.
Als er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, trat er der CDU bei und wurde deren stellvertretender Landesvorsitzender in Sachsen. Für die sächsische Bekennende Kirche, die nach Kriegsende sich um eine völlige Neuordnung der Kirche bemühte, nahm er an den Kirchenversammlungen 1947/48 in Treysa und Eisenach teil und wurde Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Vorsitzender ihrer "Kammer für soziale Ordnung".
In Sachsen gehörte er der nach Kriegsende der neugebildeten Landessynode an und wurde deren Präsident. Dieses Amt hat er, immer wiedergewählt, bis zu seinem Tode 1966 ausgeübt.
Als 1948 von evangelischen Laienchristen die Kirchentagsbewegung ins Leben gerufen wurde, hat er sich sogleich dieser Aufgabe gestellt. Vor allem bei der Organisation des bisher größten Kirchentages - 1954 in Leipzig - hat er seine ganzen Erfahrungen nutzen können. 1954 nahm er an der Weltkirchenkonferenz in Evanston (USA) teil.
Wie Mager sich mit dem Nationalsozialismus frühzeitig angelegt hatte, weil er durch ihn die Bedrohung der Freiheit der Kirche und des christlichen Glaubens erkannte, so stand er auch zeitig im Widerspruch zum sozialistischen System in der DDR. So kritisierte er 1958 heftig das Kommunique zwischen der Regierung und den Bischöfen Mitzenheim und Krummacher, weil sein Inhalt nicht der Wahrheit entsprach.
Das Referat für Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes Dresden warf ihm 1959 vor, er stünde der SPD nahe und träte für das gemeinsame Handeln der Kirche in Ost und West ein. Und als 1961 ein gesamtdeutscher Kirchentag in Berlin (Ost und West) geplant war, führte Mager - erfolglos - die Verhandlungen mit den staatlichen Stellen. Als der Kirchentag dann in Westberlin stattfand, durften viele Ostdeutsche an ihm nicht teilnehmen.
Reimer Mager war ein Mann, der aus seinem christlichen Glauben her bemüht war, die Kluft zwischen Laienchristen und Geistlichen zu überbrücken und gleichzeitig kompromisslos gegenüber kirchenfeindlichen Ideologien seinen Glauben im Alltag zu leben. Nachfolge Jesu und eine soziale Neuordnung Deutschlands waren für ihn keine Gegensätze.
Die Hamburger Theologische Fakultät verlieh ihm für seinen Widerstand "gegen Irrlehre und Tyrannei" den Ehrendoktor.
Am 10. Oktober 1966 ist Reimer Mager in Dresden verstorben.