Wir wissen, dass Christus,

von den Toten auferweckt,

nicht mehr stirbt;

der Tod hat keine Macht mehr über ihn.

 

Römer 6, 9

Liebe Leserinnen und Leser!

 

Wir haben Jubiläumsjahr – das Caspar David Friedrich-Jahr.

Vor 250 Jahren ist er in Greifswald als Sohn eines Seifensieders geboren, lebte den größten Teil seines Lebens in Dresden, erwanderte von hier aus die Sächsische Schweiz, die Lausitz, den Harz und das Riesengebirge und war wohl durch und durch ein sehr depressiver und melancholischer Mensch, ein verkannter Künstler und leidender malender Poet.

 

Sein Leben lang hat ihn die gefühlte Schuld am Tod seines Bruders beschäftigt. Beide waren als Jugendliche auf dem Eis Schlittschuhfahren als Caspar David einbrach, sein Bruder zog ihn heraus, rutschte dabei selbst ins Wasser und erlitt einen Herzstillstand. Einige seiner Bilder zeigen einen jungen Mann, der sein Bruder sein könnte, auch ein missglückter Selbstmordversuch könnte auf dieses Unglück hinweisen.

Kein leichtes Leben hatte er. Seine Bilder waren anfangs beliebt, später nicht mehr in Mode, zu düster und zu melancholisch in der aufklärerischen Epoche – erst fast 100 Jahre nach seinem Tod wurden sie wieder entdeckt und zu deutschem Nationalgut erklärt.

 

Wenn wir heute seine Bilder betrachten, die romantischen Naturdarstellungen, die Ruinen vom Oybin oder Eldena, die beiden Wanderer in Betrachtung des Mondes oder auch den Wanderer im Nebelmeer, der ja vermutlich auf die Felsen bei Krippen schaut, dann ist uns nicht bewusst, welche tiefe Gottessehnsucht in diesen Bildern steckt.

Friedrich war ein sehr frommer und überzeugter Christ. Die von ihm dargestellten Himmel sind nie nur Wettererscheinungen, sondern immer Gottesorte – und Zentrum der Bilder.

 

Auf dem Ostermorgen (1835) benannten Bild sehen wir drei dunkle, weibliche Gestalten mit dem Rücken zu uns unter einer noch blassen, kalten Morgensonne, hoch über ihnen; zwischen den kahlen Bäumen wirken sie klein und verloren. Weitere Menschen bewegen sich kaum erkennbar weiter hinten auf der schlammigen Straße. Wenig lässt die Anwesenheit des Frühlings erahnen, einzig ein paar zarte Triebe an den kahlen Zweigen und der neben dem Weg aufgestellte Meilenstein deuten auf das Ende der Fastenzeit und den Anfang der wärmeren Monate hin. Das Hochformat, das zu fast zwei Dritteln durch den blassrosa Himmel eingenommen wird, unterstreicht die Erhabenheit der Natur, die die Menschen umgibt, ein für die Romantik typisches Stilmittel. Mit seiner typischen Abbildung der Menschen in Rückenansicht lädt Friedrich dazu ein, sich selbst mit ihnen als Betrachtern der Szenerie zu identifizieren; durch ihre schlichte Kleidung, ihre unbewegte Haltung und kaum sichtbare individuelle Züge werden sie zu Platzhaltern für uns und nehmen uns in diesen Ostermorgen mit hinein.

 

Noch ist von Befreiung von Lasten, von Freude, von Trost und Osterlicht kaum etwas spürbar. Ohne den Titel und das Hintergrundwissen wäre es nur ein grauer Morgen mit wenigen Menschen. Wir haben aber das Wissen, was diesen Morgen ausmacht und kennen die Hintergründe der Geschichte. Deshalb ist für uns die Bildaufteilung nicht nur romantisches Stilmittel, sondern die bewusste Eröffnung einer großen Weite und eines erhabenen Himmels, der schon die Erlösung andeutet, dass Jesus Christus auferweckt worden ist. Genau das ist unser Vorteil als Christen, dass wir wissen und ahnen, wie dieses Bild weitererzählt werden könnte.

 

In diesem Jahr beschäftigen uns viele Sorgen, dunkle Gedanken und Befürchtungen – in unserer Gesellschaft, in der Politik, in unserem Leben. Wie die drei Frauen im Bild kommen wir uns vor. Aber weil wir glauben und wissen, dass Ostern für uns geschehen ist, können wir weiter sehen als sie. Wir sehen schon in diesem Bild den zarten Himmel und die noch weite Sonne. Wir sind mit Hoffnung unterwegs und mit Zuversicht, weil wir nicht allein gehen, denn: Christus ist auferstanden!

 

Eine frohe Osterzeit wünscht Ihnen

Brigitte Lammert

 

Quelle: Caspar David Friedrich - Ostermorgen.jpg – Wikipedia